Ein Spitzenclub strahlt auf Gäste aus ganz Europa aus

Max Salcher, TVB-Chef der Tourismusregion Kitzbüheler Alpen, über den erfolgreichen Doppelpass zwischen Tourismus und Fußball.

Erfolgreiche Kooperationen zwischen Sport und Tourismus stehen auch beim „Sport.Tourismus.Forums“ - dem Gipfeltreffen für Sporttourismus am 18.1. in St.Gallen – im Fokus. Wie gut diese Zusammenspiel bereits klappt, beweist die Tourismusregion Kitzbüheler Alpen. Seit sieben Jahren trainiert hier Borussia Dortmund, einer der derzeit stärksten Fußballvereine Europas. Das Engagement wurde bis 2022 verlängert. Welche Strategie dahinter steckt und wie sich das Fussballfieber auf die Tiroler Region übertragen hat, davon erzählt Max Salcher, der mit seinem Team den Ball ins rollen brachte.

Wie waren die Anfänge?
Salcher: Vor vielen Jahren haben wir uns überlegt, wie wir unsere Zielmärkte noch besser erreichen. Als Sommertourismusregion wollten wir uns im Fussball engagieren. Nach einer Analyse stand der Zielmarkt Nordrheinwestfahlen fest. Unsere Ersteinschätzung war jedoch nicht ganz richtig.

Warum?
Salcher: Weil wir dachten, dass wir damit nur das Bundesland NRW erreichen. Der BVB hat sieben Millionen Fans in Deutschland und fast 600 Fanclubs in ganz Europa. Die Markenkraft ist riesengross. Unsere Zusammenarbeit begann 2011, als der BVB Deutscher Meister wurde.

Wie sieht die Zusammenarbeit heute aus?
Salcher: Das BVB-Trainingslager findet zwar nicht mehr jedes Jahr bei uns statt. Aber der BVB hilft uns mit diversen Sponsoren und seinem Partner-Netzwerk. In der Region werden Sponsorenworkshops abgehalten, deren Marketingkraft wir auch nützen. Im Stadion haben wir die Bandenwerbung. Hinzu kommen Marketingkooperationen, Online-Kampagnen, die via Facebook über die Seite des BVB mit 16 Millionen Facebook-Fans laufen. Zu den Aktivierungsmassnahmen zählen auch die BVB-Fussballschulen mit 140 Kindern pro Jahr samt professionellen BVB-Trainern. Die Kinder reisen natürlich nicht alleine an, sondern haben im Schnitt drei Personen mit dabei, die bis zu 14 Tage in der Region übernachten. Es gibt ein jährliches Fanclubturnier und die BVB Partner-Golfturniere.

Welche Massnahmen setzten Sie als TVB?
Salcher: Wir verlosen wöchentlich Tickets für die Spiele. Diese sind heiss begehrt, weil man kaum an Stadion-Tickets kommt. Bei einer Verlosung von zwei Karten haben wir innerhalb von zwei Stunden bis zu 4.000 Newsletter-Anmeldungen. Das funktioniert sehr gut.  

Wie viele Fans haben durch den schwarzgelben Urlaub die Region für sich entdeckt?
Das lässt sich schwer in Zahlen fassen. Aber als der BVB sein Trainingscamp hier hatte, sind 1500 Fans mitgereist. Von der Oma bis zum Enkel war da alles mit dabei. Viele Fans sind heute zu Gästen geworden.

Wie profitiert die Tourismusregion davon?
Salcher: Die Zahlen von Nielsen Sports belegen einen Werbewert von über 2 Millionen Euro. Der errechnet sich allein durch Social Media und TV. Print ist da noch nicht dabei. Unser eingesetztes Kapital wird um ein Vielfaches retourniert. Der Faktor bewegt sich zwischen sieben und neun. Ein sehr gutes Ergebnis.
 
Ist die Nachfrage von Vereinen durch diese Kooperation gestiegen?
Salcher: Wir werden laufend kontaktiert. Es gibt Erstligisten aus England, der Türkei und Italien, die genau dasselbe Paket haben wollen. Die Nachfrage ist grösser als unser Angebot an Fussballplätzen. Derzeit gibt es neben unserer BVB-Kooperation auch Hotelkooperationen mit dem Championsleague-Teilnehmer Victoria Pilsen und dem Premier-Ligisten Huddersfield aus England.

Was braucht eine erfolgreiche Sporttourismusstrategie?  
Salcher: Fünf Dinge: Einen verlässlichen Wirtschaftspartner, eine Spitzenveranstaltung, lokale Spitzensportler, ein gutes Angebot und die entsprechend positive Gesinnung der Bevölkerung. Besonders beim Thema Rad sind wir mit dieser Strategie gut gefahren.